Teil 6: Gebietswein, Ortswein, Lagenwein – die drei Herkunftsstufen im DAC-System
Wer österreichischen Wein mit allen Sinnen genießen will, sollte die Herkunft kennen. Denn seit der Einführung des DAC-Systems (Districtus Austriae Controllatus) setzt Österreich auf ein präzise abgestuftes Modell, das nicht nur Qualität garantiert, sondern auch die Typizität der Region, Gemeinde und Lage in den Mittelpunkt stellt. Das Ziel: Herkunft schmeckbar machen.
1. Gebietswein – die stilistische Visitenkarte einer Weinregion
Der Gebietswein bildet die Basis im DAC-Herkunftssystem. Er stammt aus einem der gesetzlich definierten DAC-Gebiete – etwa dem Kamptal, der Südsteiermark oder dem Burgenland – und spiegelt deren typischen Stil wider. Zugelassene Rebsorten und Qualitätskriterien sind klar geregelt. Der Gebietswein ist somit die stilistische Einführung in das Terroir einer ganzen Region – ideal für alle, die sich an das DAC-System herantasten möchten.
✅ Beispiel: Ein klassischer Grüner Veltliner DAC aus dem Weinviertel mit frischer Frucht, pfeffriger Würze und animierender Säure.
✅ Merkmale: Herkunftsregion auf dem Etikett, breitere Stilistik erlaubt, früher trinkreif.
2. Ortswein – die Handschrift eines bestimmten Weinorts
Der Ortswein geht einen Schritt weiter: Hier stammen die Trauben ausschließlich aus einer bestimmten Gemeinde innerhalb des DAC-Gebiets. Der Fokus liegt auf traditionellen Rebsorten, die den Charakter des jeweiligen Weinorts präzise abbilden. Der Ortsname wird prominent auf dem Etikett geführt – als klares Bekenntnis zur lokalen Identität.
✅ Beispiel: Ein Ortswein aus Langenlois im Kamptal – etwas reifer, komplexer, mineralischer als der Gebietswein.
✅ Merkmale: Herkunftsgemeinde auf dem Etikett, engere stilistische Vorgaben, mehr Tiefe.
3. Riedenwein (Lagenwein) – die Spitze der Herkunftspyramide
An der Spitze steht der Lagenwein, in Österreich Riedenwein genannt. Er stammt aus einer einzigen, gesetzlich definierten Einzellage (Ried) – etwa der Ried Steinmassl oder Ried Achleiten. Diese Weine sind Ausdruck eines einzigartigen Mikroklimas, einer speziellen Bodenstruktur und der akribischen Arbeit des Winzers. Sie reifen oft länger, sind lagerfähig und zeigen enormes Entwicklungspotenzial.
✅ Beispiel: Ein Riedenwein aus der Ried Zieregg in der Südsteiermark – vielschichtig, strukturiert, mit langem Abgang.
✅ Merkmale: Ried + Ortsname + DAC auf dem Etikett, enge Rebsortenwahl, hohe Reife, komplexes Profil.
Warum das Herkunftssystem so wichtig ist
Das dreistufige Modell orientiert sich an internationalen Vorbildern wie dem französischen Burgund – mit dem Ziel, dem Konsumenten eine klare Orientierung entlang der Herkunft zu bieten. Es steht für Qualität, Transparenz und Authentizität. Wer österreichischen DAC-Wein trinkt, trinkt Herkunft im Glas – vom Gebiet über den Ort bis zur Einzellage.
Fazit: Herkunft als Qualitätsversprechen
Mit Gebietswein, Ortswein und Riedenwein schafft Österreich ein Herkunftssystem, das den Fokus konsequent auf das Wesentliche lenkt: die Einzigartigkeit des Bodens, das Kleinklima und das Können des Winzers. Wer sich auf diese Reise einlässt, entdeckt nicht nur große Weine – sondern auch die Seele ihrer Herkunft.