Teil 5: Das richtige Verkosten: So entfaltet sich echter Genuss
Österreichischer Wein steht weltweit für Qualität, Authentizität und Charakter. Doch um die feinen Aromen, die klare Struktur und die terroirgeprägten Nuancen wirklich zu erfassen, braucht es mehr als nur ein Glas und einen guten Jahrgang: Es braucht das richtige Verkosten. In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen, wie Sie österreichische Weine wie ein Profi verkosten – Schritt für Schritt.
Warum richtig verkosten?
Ob Grüner Veltliner aus der Wachau, Blaufränkisch aus dem Burgenland oder Sauvignon Blanc aus der Südsteiermark – jeder Wein trägt die Handschrift seiner Herkunft. Mit der richtigen Verkostungstechnik entdecken Sie nicht nur die Qualität des Weins, sondern auch seine Geschichte.
1. Vorbereitung: Das richtige Glas, die richtige Temperatur
Für die Weinverkostung ist ein tulpenförmiges Glas ideal – es bündelt die Aromen und ermöglicht eine genaue Wahrnehmung des Bouquets.
Achten Sie außerdem auf die richtige Trinktemperatur:
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Weißwein: 8–12 °C (je nach Stil)
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Rotwein: 14–18 °C
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Rosé & Schaumwein: 6–10 °C
Tipp: Nehmen Sie den Wein 10–15 Minuten vor dem Verkosten aus dem Kühlschrank – das bringt ihn auf perfekte Trinktemperatur.
2. Der erste Eindruck: Farbe und Klarheit
Halten Sie das Glas gegen einen weißen Hintergrund und beobachten Sie:
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Farbe: Ein junger Grüner Veltliner zeigt ein helles Gelb mit grünlichen Reflexen, ein gereifter Rotwein dagegen tiefes Rubin bis Granat.
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Klarheit: Ein klarer, brillanter Wein spricht für gute Filtration und Hygiene im Keller.
Die Farbe verrät viel über Rebsorte, Alter und Ausbauart – bei Naturweinen auch über Stil und Philosophie des Winzers.
3. Das Bouquet: Riechen wie ein Profi
Schwenken Sie den Wein vorsichtig im Glas – dadurch lösen sich die Aromastoffe. Dann riechen Sie intensiv:
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Primäraromen stammen aus der Traube: z. B. Zitrus, Apfel, schwarze Johannisbeere
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Sekundäraromen entstehen bei der Gärung: etwa Hefe, Butter oder Brotkruste
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Tertiäraromen entwickeln sich bei der Reifung: z. B. Honig, Tabak oder Leder
Österreichische Weine glänzen oft mit sortentypischer Frucht und mineralischer Tiefe – besonders in DAC-Regionen wie Kamptal oder Leithaberg.
4. Der Geschmack: Schluck für Schluck analysieren
Nehmen Sie einen kleinen Schluck und lassen Sie den Wein im Mund kreisen. Achten Sie auf:
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Säure: Frische, lebendige Säure ist typisch für viele österreichische Weißweine.
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Tannin: Besonders bei Rotweinen wie Zweigelt oder Blaufränkisch spürbar – für Struktur und Langlebigkeit.
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Alkohol: Gibt dem Wein Körper und Wärme – sollte aber gut eingebunden sein.
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Balance: Ideal ist ein harmonisches Zusammenspiel von Frucht, Säure, Tannin und Alkohol.
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Abgang: Wie lange bleibt der Geschmack erhalten? Ein langer Nachhall ist ein Zeichen von Qualität.
Tipp: Notieren Sie sich Ihre Eindrücke – das schärft Ihre Sinne und hilft beim Wiedererkennen von Stilrichtungen und Rebsorten.
5. Das richtige Umfeld
Eine gelungene Weinverkostung braucht Ruhe, neutrale Düfte (also keine Duftkerzen oder Parfum) und klares Wasser zum Neutralisieren. Weißbrot eignet sich ebenfalls gut, um den Gaumen zwischen den Weinen zu reinigen.
Bonus-Tipp: Reihenfolge beachten
Verkosten Sie am besten von leicht zu kräftig, von trocken zu süß und von jung zu gereift. So überlagert kein Wein den nächsten.